Viele Jahrhunderte lang wurde Frauen im Wissenschaftsbetrieb nur eine marginale Rolle zugesprochen. Wissenschaft galt als traditionell männliches Gebiet, Frauen wurden im akademischen Betrieb diskriminiert und Frauenthemen wurden weitgehend ausgeblendet. Dagegen lehnten sich Aktivistinnen der Neuen Frauenbewegung auf: Sie traten dafür ein, der dominanten männlichen Perspektive die Sicht von und auf Frauen an die Seite zu stellen. In einigen US-amerikanischen Universitäten entwickelten sich im Zusammenhang mit der Frauenbewegung die Women's Studies, die sich aus feministischer Sicht mit der wissenschaftlichen Betrachtung von Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft beschäftigten. Mit Initiativen wie dem Verein Feministische Wissenschaft Schweiz (FemWiss), der mit dem Ziel gegründet wurde, Frauenforschung und feministische Wissenschaft zu fördern, kam diese Bewegung dann auch in der Wissenschafts- und Forschungslandschaft der Schweiz an.

In den 1980er Jahren verschob sich die Perspektive, und der Blick lenkte sich auf die Geschlechterverhältnisse. Nun wurden Fragen danach, was die Differenz der Geschlechter ausmachte, wie sie entstand und in welchem Verhältnis Geschlechter zueinander standen, thematisiert. Unter dem Einfluss von Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichen Disziplinen entwickelte sich die Geschlechterforschung (Gender Studies) als Ansatz, der das Geschlecht als Kategorie untersuchte. Heute gibt es an fast allen Universitäten und Fachhochschulen in der Schweiz entsprechende Studiengänge, Zentren für Gender Studies und Gleichstellungsfachstellen.

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Ursula Streckeisen

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Doris Stump

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Elisabeth Joris

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Peter Sigerist

Frauengeschichte(n)

Wie in zahlreichen akademischen Berufen waren auch die Geschichtswissenschaften von männlichen Akteuren dominiert. Nur wenige Frauen forschten an den Universitäten und die Geschichte der Frauen kam in den Untersuchungen kaum vor. Deshalb gaben die beiden Historikerinnen Elisabeth Joris und Heidi Witzig 1986 ihr Standardwerk «Frauengeschichte(n)» heraus, welches umfassend die Situation der Schweizer Frauen über zwei Jahrhunderte hinweg dokumentiert. Die Herausgeberinnen gingen dabei den Rollen nach, die die Gesellschaft der Frau zugeteilt hatte und beleuchteten damit ein Gebiet der Forschung, das bisher im Dunkeln geblieben war.

Elisabeth Joris, Heidi Witzig (Hg.): Frauengeschichte(n). Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz. Zürich: Limmat Verlag, 1986.

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Heidi Witzig

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Elisabeth Joris

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Gilli Stampa

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Miriam Cahn

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Gilli Stampa

„Wissenschaft, Künste und alles andere“

1990 organisierten zahlreiche Basler Aktivistinnen das Symposium „Wissenschaft, Kunst und alles andere“. Das Ziel der Veranstaltung war es, „ein interdisziplinäres öffentliches Forum“ zu schaffen, an dem Frauen ihre Arbeiten der letzten Jahrzehnte in den Bereichen Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik, Medien, Sport, Vermittlung und Soziales zeigen konnten.

„Das war wie ein Resümee einer Zeit, in der es eine aktive Frauenbewegung gegeben hat, wo viel passiert ist gesellschaftlich. Und da war es ein interessanter Punkt zu schauen: Wie weit sind wir gekommen? Was ist gelaufen?“, äusserte sich die Galleristin Gilli Stampa, die eine zentrale Rolle bei der Organisation des Symposiums einnahm. Drei Tage lang wurde an Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen die Arbeit von Frauen in den verschiedensten Branchen thematisiert. Insgesamt beteiligten sich ungefähr 90 Frauen mit einem Beitrag, wobei auch zahlreiche international renommierte Persönlichkeiten dabei waren.

Die Videos zum Symposium „Wissenschaft, Künste und alles andere“ können im Onlinearchiv des Schweizerischen Sozialarchivs angesehen werden: www.bild-video-ton.ch/bestand/signatur/F_9102