Jeder Künstler ist androgyn (…) Ich spreche hiermit meine Überzeugung laut und deutlich aus: Es gibt nur EINEN Geist und es gibt nur EINE Kunst.

Meret Oppenheim, 1975

Seit Jahrtausenden sind Frauendarstellungen eines der beliebtesten Motive in der Kunst. Bis in die 1970er Jahre war die Kunstbranche aber vorwiegend den Männern vorbehalten. Frauen war es lange Zeit kaum möglich, Künstlerinnen zu werden, wenn sie nicht aus einer höheren sozialen Schicht stammten oder als Töchter von Malern geboren wurden. Sie wurden in der Kunst bis auf wenige Ausnahmen als Objekte und nicht als Subjekte wahrgenommen und erhielten als Model oder als Muse, selten aber als Künstlerin in der Branche Einsitz. Bis heute stehen die Arbeiten von Frauen in keiner zahlenmässigen Relation zu den Arbeiten von Männern. Mit der Neuen Frauenbewegung wurden auch in diesem Bereich Veränderungen gefordert: Zahlreiche Künstlerinnen thematisierten in ihren Werken Fragen zum weiblichen Körper, dem Bild der Frau und den Machtstrukturen zwischen Frau und Mann in der Gesellschaft.

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Lilly Keller

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Annelise Zwez

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Gilli Stampa

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Anna Barbara Wiesendanger

Nicht nur professionelle Künstlerinnen traten aufs Parkett: In den 1970er Jahren suchten Akteurinnen der Neuen Frauenbewegung neue und kreative Wege der Positionierung von Forderungen und organisierten deshalb nicht nur politische Veranstaltungen, sondern betätigten sich in ihrem aktivistischen Alltag auf einer künstlerischen Ebene. In den Videos links erzählt Zita Küng von den Aktionsformen, die Aktivistinnen verwendeten, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.

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Christine Sieber

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Muda Mathis



Der Begriff "Feministische Kunst"

Der Begriff der „Feministischen Kunst“ ist, wie die Definition von Kunst, schwer zu fassen. Egal ob frau mit Künstlerinnen, mit Galleristinnen oder Kritikerinnen spricht: Es gibt eine Vielzahl von Vorstellungen und Meinungen und eine grosse Variation an Definitionen. Dies geht so weit, dass Ulrike Rosenbach jeweils einen Stempel „Feministische Kunst“ auf ihre Werke drückte, um Unsicherheiten vorzubeugen. Und die Frage, was „Feministische Kunst“ denn sei, konnten weder die feministischen noch die nicht feministischen Kunstschaffenden und Expertinnen und Experten abschliessend beantworten. Die Antwort „Ich weiss nicht mal, was Kunst genau ist“ steht hier exemplarisch für zahlreiche Aussagen.





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Monika Dillier

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Miriam Cahn





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Muda Mathis

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Lilly Keller





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Guido Nussbaum

Die "Blutungsarbeiten" von Miriam Cahn

Mit der Arbeit „Mein Frausein ist mein öffentlicher Teil“ erregte Miriam Cahn das erste Mal Aufmerksamkeit: Von Dezember 1979 bis Januar 1980 brachte sie in einer nächtlichen Kunstaktion Wandzeichnungen an einer im Bau befindlichen Autobahnbrücke in Basel, an. Die Protestaktion wurde von der Polizei entdeckt und führte zu einem Gerichtsprozess. Miriam Cahn erlangte in den folgenden Jahren internationale Bekanntheit und Jahre später meldete sich die Stadtverwaltung Basel wieder bei ihr: Sie sollte die Autobahn verschönern, für deren Verschönerung sie zuvor verurteilt worden war. Cahn lehnte dankend ab.

"Um ihren eigenen Bildern und Erinnerungen, insbesondere ihren Körpererinnerungen, besser auf die Spur zu kommen, arbeitet sie im Rhythmus ihres Monatszyklus: es entstehen Eisprungarbeiten und Blutungsarbeiten. Zudem versucht sie die üblichen Kontrollmechanismen wie etwa das Zurücktreten vom Werk, das Betrachten auf Distanz, gezielt auszuschalten und experimentiert mit verschiedenen Zeichnungstechniken und Vorgehensweisen: Sie legt grossformatige Papierbogen auf den Boden und kniet sich in die Mitte des Blattes, um den Überblick zu verlieren und ganz aus sich selbst heraus zu zeichnen. Oder sie erspürt zeichnerisch mit geschlossenen Augen die Bilder ihres Körpergedächtnisses". Rechts ein Interviewausschnitt von Miriam Cahn zu feministischer Kunst und ihren Blutungsarbeiten.

Quelle Bild: Meyer Riegger

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Miriam Cahn

Die Galerie Stampa und die Kunsthalle in Basel

"Ob die Kunst von Frauen eine Chance hatte sich zu entwickeln, hing immer auch von einem örtlichen Umfeld ab." Jean-Christophe Ammann hat in seiner Zeit als Leiter der Kunsthalle Basel die feministischen Künste unterstützt, gefördert und in die Institutionen eingebettet. Mit seinem Bewusstsein für neue Bewegungen trug er wesentlich zu Basels kunst- und kulturfreundlicher Atmosphäre bei. Neben der Kunsthalle spielte auch die Galerie Stampa eine wesentliche Rolle für die Basler Kunstszene und für die Kunst von Frauen. Diese Galerie wurde 1969 von Gilli und Diego Stampa gegründet. Ab Mitte der 1970er Jahre bildete die Galerie eine zentrale Plattform für zeitgenössische internationale Kunst. Mit Erstpräsentationen von heute international hoch gehandelten Künstlern und eben auch Künstlerinnen machten sie sich bald einen Namen.

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Annelise Zwez

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Anna Barbara Wiesendanger

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Gilli Stampa

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Gilli Stampa

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Miriam Cahn

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Annelise Zwez

Ausstellung "Frauen, Körper, Pornographie"

Die Ausstellung „Frauen, Körper, Pornographie“ fand vom 17.7. bis 14.8.1981 im Basler „Frauenzimmer“ statt. Während eines Monats wurden die Werke von Miriam Cahn, Anna Barbara Wiesendanger, Monika Dillier, Heidi Fischer und Marianne Kirchhofer gezeigt. Neben Bildern, die sich mit der Darstellung des weiblichen Körpers und der Pornographie befassten, wurde auch aktuelle Pornographie ausgestellt, um dem ausschliesslich weiblichen Publikum einen Einblick in Darstellungen von Frauen in der Pornoindustrie zu ermöglichen.

Verschiedene Debatten nahm diese Ausstellung auf oder vorweg: Die Frage nach frauenspezifischen Räumen und ob Männer in diesen zugelassen werden sollten (mehr dazu hier), die Debatte um die Pornographie, welche die Frauenbewegung spaltete, aber auch die neue Auffassung des weiblichen Körpers.

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Anna Barbara Wiesendanger

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Monika Dillier

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Anna Barbara Wiesendanger