Zu den Hauptthemen der Neuen Frauenbewegung gehörten nicht nur die Gleichstellung von Frauen und Männern im Erwerbsleben, sondern auch innerhalb der Familie. Beziehungen und Mutterschaft waren aus dieser Sicht keine Privatangelegenheiten, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. "Das Private ist politisch" war dementsprechend ein wichtiges Motto der Neuen Frauenbewegung. Aktivistinnen strebten danach, die Trennung zwischen Privatem und Öffentlichkeit aufzuheben, um die Stellung der Frau nicht nur auf politischer Ebene, sondern in der ganzen Gesellschaft zu verändern.
Die Zeichnung rechts zeigt eine "bonne femme", die den Beschluss gefasst hat, ihren Partner künftig in die Haus- und Erziehungsarbeit einzubeziehen ("tout va être partagé"). Sie schöpft Mut, als ihr einfällt, dass sie das Stimm- und Wahlrecht hat – ein Recht, das die Schweizerinnen am 7. Februar 1971 nach langem Ringen erhielten. Weiterhelfen kann ihr dieses politische Recht allerdings nicht: Als sie zur Tür hereinkommt, findet sie ein fürchterliches Durcheinander vor, in dem die Kinder auf dem Tisch tanzen, während der für die Beaufsichtigung zuständige Partner auf dem Sofa liegt und liest. Die Frau sagt: «Et pourtant j’ai le droit de vote!» Die Zeichnung zeigt mit welchen Themen sich Frauen der 1970er Jahre konfrontiert sahen: "Das Frauenwahlrecht ist nicht genug!".
Front des Bonnes Femmes, Flugblatt, o. O. [Genf], o. D. [1971], Fundort: Archives MLF, Carouge: MLF-GE/S4/SS41.